Kursleitung: Dr. Susanne Moser
Das Interesse an Wirtschaftsethik ist seit den 1980er Jahren sprunghaft gestiegen. Es resultiert aus dem Bewusstwerden der zunehmenden gesellschaftlichen, kulturellen und ökologischen Nebenwirkungen des Wirtschaftshandelns. Finanz- und Wirtschaftskrise haben einmal mehr die Frage nach der ethischen Verantwortlichkeit und der Beziehung zwischen Ethik, Ökonomie und Politik in den Vordergrund gerückt. Die Einheit der praktischen Philosophie seit Aristoteles, die Trias von Ethik, Ökonomie und Politik, ist mit der Durchsetzung der Nationalökonomie als eigenständiger Wissenschaft bei Adam Smith aufgelöst worden. Die Trennung von Ethik und Ökonomie als Folge des Siegeszuges eines mechanistischen Weltbildes und seiner Übertragungen auf die Wirtschaft seit Hobbes und Mandeville führt dazu, dass sich die Ökonomie an der Naturwissenschaften orientiert und als in „Auseinandersetzung mit der Natur“ stehend mit der Entwicklung der Produktivkräfte beschäftigt. Die sozialen, kulturellen und ethischen Aspekte des Wirtschaftshandelns bleiben dabei weitgehend ausgeblendet. An dieser Zwei-Welten-Konzeption von Ethik und Ökonomie entzündet sich das konstitutive Grundproblem einer modernen Wirtschaftsethik: Wie lässt sich die ökonomische Rationalität mit der ethisch-praktischen Vernunft vermitteln?