Wertephilosophie und Wertlehre

Die Auseinandersetzung mit Werten sieht sich an mehreren Fronten mit skeptischen Einwänden konfrontiert. Wenn schon nicht der Vorwurf erhoben wird, hoffnungslos altmodisch oder konservativ zu sein, so besteht der Argwohn mancher liberaler und postmoderner Kritiker darin, dass jeder Diskurs über Werte einen Versuche darstelle, anderen Werte aufzuoktroyieren. Demgegenüber bevorzugt die liberale Tradition eine Orientierung aller an wertfreien Prozeduren einer friedlichen Kooperation und Kommunikation, wobei diesem Kommunikationsparadigma – wie die anerkennungstheoretische Kritik (Charles Taylor, Axel Honneth) zeigt – jedoch Wertgesichtspunkte und Leitvorstellungen zugrunde liegen, die zumeist unsichtbar und unangesprochen bleiben. Die Wertphilosophie, die im Sinne der Systematik der Werte als zunehmend steril und weithin als obsolet betrachtet wurde und einen kaum mehr weiterverfolgten Arbeitsbereich darstellte, ist mit Charles Taylor wieder in den Diskurs mit anderen philosophischen Richtung eingetreten und verbindet sich mit einer inter-subjektiven Theorie der Identitätsbildung. 
Ziel dieser Lehrveranstaltung ist es, auf die neueren Entwicklungen in der philosophischen Wertlehre einzugehen, wobei der Schwerpunkt auf die Frage gelegt wird, wie denn überhaupt Werte und Wertbindungen entstehen. Bevor wir uns Hans Joas zuwenden, der in seinem 1997 erschienen Buch Die Entstehung der Werte davon ausgeht, dass Werte in Erfahrung der Selbstbildung und Selbsttranszendenz entstehen, werden wir uns historisch zurückwenden bis zu dem Punkt, an dem die Frage nach der Entstehung der Werte erstmals gestellt wurde.

Wirtschaftkrise, Globalisierung und damit einhergehende Veränderungen verlangen vom Einzelnen eine immer größere Orientierungsleistung: Was ist mir wichtig, wo möchte ich mich positionieren, wo spiele ich nicht mehr mit? Ziel dieses Seminars ist es, die persönliche Wertekompetenz zu erhöhen und damit die Wahrnehmung für die eigenen Identitätskonstruktionen zu schärfen, kulturelle Unterschiede besser zu verstehen und Konflikten und Diskriminierungen sowohl auf persönlicher als auch auf gesellschaftlicher Ebene besser gewachsen zu sein.

Gesellschaftliche Wertekompetenz (Modul 1)

Wie entstehen Werte? Was sind Werte überhaupt? Welche Menschenbilder liegen ihnen zugrunde?  Menschenrechte als Grundwerte, Europäische Werte, Werte als Grundlage von Identitätskonstruktionen, Ursachen von interkulturellen Wertkonflikten, Wertewandel im Geschlechterverhältnis

Persönliche Wertekompetenz (Modul 2)


Bewusstmachung der eigenen Werthaltungen, persönliche Wertehierarchie, Rollenerwartungen und damit einhergehende Wertekonflikte,  Werte und Persönlichkeit, Werte als Motivationsfaktor, Selbstwertproblematik, Sensibilisierung für die eigenen Identitätskonstruktionen

Verschränkung von persönlicher und gesellschaftlicher Wertekompetenz (Modul 3)


Erkennen und Analysieren von diskriminierenden Situationen, sinnvolle Einstellung und persönliche Werthaltung in der Kommunikation mit anderen, Umgang mit Rollenkonflikten, die aus Wertekonflikten resultieren, Entwicklung persönlicher Konfliktlösungsstrategien, interkulturelle Wertekompetenz, Umgang mit Verschiedenheit, Chancen und Grenzen von Wertekonflikten